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(Dieser Beitrag ist die deutsche Übersetzung des Originalbeitrags Advancing Gender Equality and Diversity in Research and Innovation: Lessons from Horizon 2020 Project – “LOCALISED”, veröffentlicht anlässlich des Internationalen Frauentags 2024. Redaktionell angepasst).  Lasst uns über die Fortschritte bei der Gleichstellung und Vielfalt der Geschlechter nachdenken – insbesondere in den Bereichen Forschung und Innovation. Ein entscheidender Faktor für einen Fortschritt ist die Schaffung eines integrativen, geschlechtersensiblen Umfelds, insbesondere in kollaborativen, multidisziplinären Teams. Ein solches Umfeld fördert nicht nur das Zugehörigkeitsgefühl aller Teammitglieder, sondern macht auch die unterschiedlichen Perspektiven und Erfahrungen jedes Einzelnen nutzbar.

Von Azadeh Badieijaryani

TL;DR

  • Diverse Teams sind innovativer und produktiver.
  • Projekte im Rahmen des EU-Förderprogramms Horizont 2020 werden dazu angehalten, bestimmte Quoten für Gleichstellung und Diversität einzuhalten
  • Proaktive Maßnahmen tragen dazu bei, ein unterstützendes und integratives Arbeitsumfeld zu schaffen, in dem sich alle Mitglieder, insbesondere in multidisziplinären Teams, wertgeschätzt und respektiert fühlen.
  • Praktische Schritte zur Förderung von Gleichstellung und Diversität in multidisziplinären Forschungs- und Innovationsprojekten beinhalten:
    • Klare Zielsetzung,
    • Zusammenarbeit mit einer Expertin/ einem Experten für Geschlechtergleichstellung, Diversität und Integration,
    • Erhebung relevanter Daten über die Vertretung von Geschlecht und Diversität in den Projektteams,
    • Umsetzung von Inklusivitäts-Strategien, z. B. durch Teambuilding, Kommunikationsregeln, Glossardokumente,
    • Regelmäßiges Monitoring und Auswertung.
  • Weiterführende Empfehlungen:

Diverse Teams sind innovativer und produktiver, besser gerüstet, um komplexe Herausforderungen zu bewältigen und neue Ideen zu entwickeln. Indem sie sich für Geschlechtervielfalt und Inklusion einsetzen, können Unternehmen das volle Potenzial ihrer Belegschaft freisetzen und so Kreativität, Effizienz und letztlich den Erfolg ihrer Bemühungen fördern – siehe dazu zum Beispiel den McKinsey-Bericht Diversity wins: How inclusion matters, 2020.

Gender Mainstreaming und das EU-Förderprogramm „Horizont 2020“

Das Flaggschiff-Förderprogramm der Europäischen Union für Forschung und Innovation, Horizon 2020, hat sich dem Gender Mainstreaming in allen Disziplinen verschrieben und fördert nicht nur bahnbrechende Entdeckungen, sondern auch Inklusion und Diversität in der Wissenschaft. In diesem Blogpost legen wir den Fokus auf das Deliverable  1.5 „Guidelines on Gender and Diversity Monitoring within Multidisciplinary Teams“, das im Rahmen des Horizon 2020 – Projekts LOCALISED erstellt wurde.

Praktische Schritte: Wie kann Geschlechtergerechtigkeit und Diversität in multidisziplinären Forschungs- und Innovationsprojekten gefördert werden?

  1. Schaffen Sie klare Zielsetzungen

Projekte im Rahmen von Horizon 2020 werden bereits dazu ermutigt, spezifische Quoten und Ziele für die Gleichstellung der Geschlechter und die Diversität in ihren Teams einzuhalten. Es muss jedoch unbedingt sichergestellt werden, dass das Team sowohl in einem geschlechtersensiblen und sicheren Umfeld arbeiten kann als auch den Projektfortschritt kontinuierlich überwacht. Diese Klarheit ermöglicht es den Teams, ihre Fortschritte effektiv zu verfolgen und verbesserungsbedürftige Bereiche zu ermitteln. Darüber hinaus kann die Reflexion über Vorurteile dazu beitragen, Forschungsprozesse besser zu gestalten und integrativere Konzepte und Ergebnisse zu erzielen. Die Festlegung klarer Ziele und Kriterien für die Überwachung von Gleichstellung und Vielfalt ist der erste Schritt. Die Einbeziehung einer/eines Expertin/en für Geschlechtergerechtigkeit, Diversität und Inklusion, sei es als Projektmitglied oder als extern beratende Person, ist entscheidend. Ihr Fachwissen kann bei der Festlegung klarer Ziele helfen und die Projektmitglieder mit den Arbeitsdefinitionen von Geschlechtergleichstellung und Diversität, intersektionalen Ansätzen und Voreingenommenheitstraining vertraut machen. Darüber hinaus erleichtert die Expertin/der Experte die gemeinsame Festlegung von Grundregeln für die Erreichung dieser Ziele. Dieser integrative Ansatz stellt sicher, dass das Projektteam gut gerüstet ist, um Gender- und Diversitätsfragen während des gesamten Projekts effektiv anzugehen.

  1. Datenerhebung und -analyse

Die Erhebung relevanter Daten über die Vertretung von Geschlecht und Diversität in Projektteams ist der entscheidende zweite Schritt zur Förderung der Inklusivität. Diese Daten helfen nicht nur, die Unterschiede zu verstehen, sondern zeigen auch die Gemeinsamkeiten zwischen den Teammitgliedern auf. Die Erfahrung der Expertin / des Experten für Geschlechtergerechtigkeit, Diversität und Inklusion ist für das Design der Datenerhebung und Auswertung wesentlich und liefert wertvolle Einblicke in die Dynamik und die Bedürfnisse des Teams.

Beispielsweise könnte eine anonymisierte unter den Projektpartnern wichtige Einblicke geben. Die Fragen sollten sich dabei auf Diversitätsaspekte wie Geschlecht, Alter, Bildung, Arbeitsfelder, Erfahrung, Regionen usw. liegen. Sie Einblicke in die Teamdynamik und jene Bereiche geben, die Strategien zur Vermeidung struktureller und kultureller Barrieren erfordern. Darüber hinaus können Fragen zu Themen wie Zugehörigkeit, Sicherheit, Geschlechtersensibilität und Inklusivität im Projektumfeld dazu beitragen, potenzielle Diskriminierungsbereiche zu ermitteln. Diese Erkenntnisse helfen, Ungleichheiten oder Unterrepräsentation zu erkennen und gezielte Strategien zu entwickeln, um diese wirksam auszugleichen, indem etwa das Geschlechterverhältnis im Team verbessert wird, Gemeinsamkeiten gefunden werden, die multidisziplinäre Zusammenarbeit gefördert wird und die Teammitglieder motiviert werden, die Projektziele zu erreichen. Daher sind umfassende Datenerhebungsmethoden für eine fundierte Entscheidungsfindung und die Schaffung eines förderlichen und integrativen Arbeitsumfelds unerlässlich.

  1. Umsetzung von Strategien für Inklusion

Nach der Datenerhebung und -analyse ist der nächste entscheidende Schritt die Umsetzung wirksamer Strategien zur Förderung, Erreichung oder Aufrechterhaltung der Inklusionsziele und zur Behebung der festgestellten Probleme.

Die tatsächliche Auswirkung dieser Maßnahmen liegt in praktischen und realisierbaren Ansätzen, wie z. B.:

  • Zeit für Teambuilding-Aktivitäten, die von Fachleuten und einer/eines Expertin/en für Geschlechtergerechtigkeit, Diversität und Inklusion geleitet werden. Diese Aktivitäten zielen auf erkannte Probleme ab und fördern gleichzeitig ein kollektives Gefühl der Zugehörigkeit und Sicherheit unter den Teammitgliedern.
  • Die Entwicklung eines gemeinsamen Dokuments zur Festlegung von Kommunikationsregeln innerhalb des Projekts mit regelmäßiger Überprüfung, um die Wirksamkeit sicherzustellen
  • Erstellung eines gemeinsamen Glossars, um alle Mitglieder mit Konzepten, Begriffen und Definitionen aus verschiedenen Bereichen vertraut zu machen.
  • Es kann hilfreich sein, bestimmte Begriffe gemeinsam zu definieren, um die im Projekt verwendete Sprache zu vereinheitlichen.

Diese Initiativen zielen darauf ab, eine integrativere und kooperativere Arbeitsumgebung zu schaffen und sicherzustellen, dass sich jeder wertgeschätzt und verstanden fühlt.

  1. Regelmäßige Überprüfung und Bewertung

Will man eine dauerhafte, nachhaltige Veränderung ermöglichen, braucht man kontinuierliches Engagement und Wachsamkeit. Eine regelmäßige Überprüfung und Bewertung der Gleichstellungs- und Diversitätsziele ist von entscheidender Bedeutung. Durch die kontinuierliche Überwachung der Fortschritte und die Bewertung der Auswirkung der umgesetzten Strategien können die Projektteams ihre Ansätze anpassen und verfeinern, um ihre Ziele besser zu erreichen.

  • Umfragen können halbjährlich durchgeführt werden, um Feedback von den Teammitgliedern zu erhalten, das wertvolle Einblicke in die sich entwickelnde Dynamik des Projektumfelds liefert.
  • Teambuilding-Aktivitäten könnten in alle Projekttreffen integriert werden, um das Gefühl der Zusammengehörigkeit und Zusammenarbeit unter den Teammitgliedern zu fördern.
  • Ein jährlicher Check der Kommunikationsregeln kann sicherstellen, dass sie weiterhin relevant und effektiv sind, um respektvolle und integrative Interaktionen zwischen den Teammitgliedern zu fördern.
  • Es kann eine jährliche Sprechstunde mit der Expertin/dem Experten für Geschlechtergerechtigkeit, Diversität und Inklusion eingerichtet werden, um aufkommende Probleme oder Bedenken zu erörtern und Ratschläge zur Förderung der Inklusivität innerhalb des Projekts einzuholen, einschließlich der Auseinandersetzung mit (unsichtbaren) Vorurteilen und deren Auswirkungen.

Diese proaktiven Maßnahmen tragen dazu bei, ein unterstützendes und integratives Arbeitsumfeld zu schaffen, in dem sich alle Mitglieder, insbesondere in multidisziplinären Teams, wertgeschätzt und respektiert fühlen. Durch die Integration dieser Praktiken in die Projektmanagementprozesse können die Teams die Gleichstellung der Geschlechter und die Diversität während des gesamten Projekts wirksam fördern.

Abschließende Worte

Die Bedeutung dieser Leitlinien (Deliverable 1.5, Projekt LOCALISED) geht über die Grenzen einzelner Projekte hinaus und erstreckt sich auf die breitere Forschungs- und Innovationslandschaft. Die Diversität in Teams bringt eine Fülle von Perspektiven und Erfahrungen mit sich, die die Kreativität fördern und die Innovation vorantreiben. Indem sie die Gleichstellung der Geschlechter und Diversität fördern, verbessern die Forscher:innen nicht nur ihre Ergebnisse, sondern schaffen auch einen Präzedenzfall für Inklusivität in der gesamten wissenschaftlichen Gemeinschaft. Damit ebnen sie den Weg für eine gerechtere und integrativere Zukunft. Die ÖGUT ist seit vielen Jahren Verfechterin der Geschlechtergerechtigkeit und Diversität in Projekten und setzt sich in nationalen und internationalen Projekten dafür ein bzw. unterstützt Unternehmen auf diesem Weg.