Das IdeaLab bildete den Abschluss eines umfangreichen Forschungsprojekts zum Thema „Digitales Arbeiten in der Krise – für eine gender- und diversitätsfreundliche Homeofficekultur“. Neun Mitarbeitende, Betriebsrät:innen und HR-Verantwortliche aus drei Unternehmen arbeiteten mit Kreativ-Materialien an der Frage „Wie sieht mein idealer Arbeitsalltag im Homeoffice aus?“. Durch das „Denken mit den Händen “ konnten die Teilnehmenden die Ergebnisse und Bedürfnisse nochmals klarer darstellen. Das IdeaLab ist eine ideale Ergänzung zu „kopflastigen“ Methoden.

Homeoffice hat viele Vorteile, wie Flexibilität oder Unabhängigkeit. Es kann aber auch zu einer Belastung werden: Wenn sich signifikant mehr Mitarbeiter:innen krank vor den Laptop setzen, statt das Bett zu hüten, wenn Kinder in Notsituationen wie Lockdowns betreut werden müssen, oder schlicht zu wenig Platz in der Wohnung vorhanden ist. Das Forschungsprojekt „Digitales Arbeiten in der Krise. Für eine gender- und diversitätsfreundliche Homeoffice-Kultur“ sollte Arbeitnehmer:innen und Arbeitgeber:innen dabei unterstützen, den passenden Weg für eine gender- und diversitätsfreundliche „neue“ digitale Arbeitskultur während und nach der Pandemie zu finden. Es bestand aus einer quantitativen Online-Umfrage mit 584 Teilnehmenden, Fokusgruppen, mehr als 20 vertiefenden Interviews und einem abschließenden Idea Lab, bei dem Mitarbeitende, Betriebsrät:innen und HR-Verantwortliche Maßnahmen und Empfehlungen formulierten. Besonders wichtig war den Forscherinnen Beatrix Hausner (ÖGUT), Elif Gül (ÖGUT, Universität Wien), Miriam Steiner (ÖGUT), Marita Haas (Gender Consultant), Hooman Habibnia (WU Wien) und Katharina Mader (AK Wien) eine hohe Diversität der Teilnehmenden in jedem Schritt des Projekts. Gefördert wurde es vom Digitalisierungsfonds Arbeit 4.0 der AK Wien.

IdeaLab – Homeoffice greifbar machen

„Wie sieht mein idealer Arbeitstag im Homeoffice aus?“ war die Ausgangsfrage für den Co-Creation-Prozess, an dem insgesamt neun Personen vier Stunden lang teilnahmen. Dabei war die Aufgabe, in Kleingruppen rasch zu ersten Entwürfen für ein gender- und diversitätsfreundliches Homeoffice zu kommen. Die Herangehensweise und Materialen waren dabei so gewählt, dass die Teilnehmenden motiviert wurden, aus bisherigen Denk- und Verhaltensmustern auszusteigen.

IdeaLab an Design Thinking-Prinzipien orientiert: Design Thinking ist ein Ansatz zur Entwicklung innovativer Lösungen, die in einem (klassischerweise interaktiven) Prozess der Problemdefinition, Ideengenerierung und Prototypentestung erdacht und verfeinert werden. Für das IdeaLab wurde ein Set an Spielbausteinen, Buntpapier, Stiften und sonstigen Bastelmaterialien zur Verfügung gestellt, mit dem die Teilnehmenden ihre Entwürfe entwickeln und gestalten konnten.

Personas als Ergänzung: Da kein umfangreiches Testen der Homeoffice-Entwürfe vorgenommen werden konnte, wurden zusätzlich „Personas“ entwickelt, auf die die entworfenen Homeoffice-Modelle genauso gut passen sollten, wie für die konkret am IdeaLab Teilnehmenden selbst. „Personas“ sind fiktive Personen. Sie helfen dabei, sich in die Lage von anderen potenziellen Nutzer:innen hineinzuversetzen, also eine Perspektive einzunehmen, die nicht die jeweils eigene ist. Die Personas wurden auf Basis vorangegangener, projektbezogener Forschung (Literaturanalyse, Interviews und Fokusgruppen) erstellt und mit einem fiktiven Namen, Foto, einem Privatleben und dazu passenden Vorlieben und Erwartungen versehen.

Los geht´s im IdeaLab! Vor Ort wurde in drei gemischtgeschlechtlichen Gruppen jeweils mit Spielbausteinen ein Homeoffice Modell erarbeitet. Jede Kleingruppe bekam zusätzlich zum Baumaterial eine Persona zugeteilt, deren Perspektive sie, zusätzlich zu den in der Gruppe vertretenen persönlichen Sichtweisen, in Bezug auf das zu entwickelnde Homeoffice-Modell berücksichtigen sollten.

Abbildung: Beispiel für „Homeoffice Modell“

Aus den Modellen lesen:

  • Flexibilität: Die Entwürfe der Teilnehmenden deuteten auf den Bedarf einer Flexibilisierung – sei es von Seiten des Arbeitgebenden oder Arbeitnehmenden – von Homeoffice hin: so wurden etwa die Arbeitsorte nicht zwingend in den Räumen oder Häusern selbst gebaut, sondern befanden sich zum Teil auch auf Flächen davor bzw. draußen.
  • Regeln und Grundsätze: In der mündlichen Beschreibung der Designs wurde verdeutlicht, dass die Beachtung gewisser Regeln und Grundsätze während des Homeoffice durchaus wichtig ist, wie z.B. der Grundsatz von körperlicher Abwechslung und Bewegung. Es wurde also eine Notwendigkeit darin gesehen, die Zeit und den Raum zu haben, um sich zwischen Meetings bewegen zu können. Eine andere Regel, die in den Designs zum Ausdruck kam, betraf die Trennung der Räumlichkeiten – Trennung zwischen Arbeit und Privatem – für unterschiedliche Tätigkeiten: dass also woanders gearbeitet (am Computer gesessen), als gegessen wird und/oder eventuell Kinder betreut werden.
  • Verantwortungen klären: Außerdem wurden die unterschiedlichen Bedürfnisse der Mitarbeitenden und die Wichtigkeit einer strukturierten Führungskraft erwähnt, die individuelle Lösungen mit dem Team finden sollte. Wichtig sei es, die Verantwortungen innerhalb des Unternehmens sowie des Teams vorab zu klären. Veränderungen sollten jedenfalls klar von den Führungskräften initiiert und kommuniziert werden.

Durch das „Denken mit den Händen“ im IdeaLab konnten die Teilnehmenden die Projektergebnisse und Bedürfnisse nochmals klarer darstellen. Wir empfehlen die Methode „IdeaLab“, sie ist eine ideale Ergänzung zu „kopflastigen“ Methoden.

Weiterführende Informationen: