Schlagwörter

,

Im Rahmen unserer Beratungen etwa für Haus- und Wohnungseigentümer:innen zum Thema Wärmepumpen kommen viele Fragen – über Lärm und Stemmarbeiten, das Zusammenspiel mit Fernwärme oder die Sorge um den Garten. Eine Auswahl davon beantworten wir hier.

Von Gerhard Bayer.

Mehr als jeder vierte Haushalt heizt in Österreich noch mit fossilem Gas – einer Heizform mit Ablaufdatum. Österreich muss im Einklang mit dem Pariser Klimaabkommen dafür sorgen, dass bis 2050 Heizungen mit Öl und Erdgas durch klimafreundliche Alternativen ersetzt werden. Das stellt Haus- und Wohnungseigentümer:innen, die sich „Raus aus Gas“ vornehmen,  vor eine Reihe von Fragen.

Frage: Wie gut muss ein Haus gedämmt sein, um mit Wärmepumpen beheizt werden zu können?

Antwort: Grundsätzlich sollten Häuser – unabhängig vom Heizsystem – so gut wie technisch möglich gedämmt werden. Eine Dämmung ist nicht überall im gleichen Maß machbar. Wichtig ist, dass das Wärmeabgabesystem (wie etwa Heizkörper, Fußbodenheizung, Decken- oder Wandheizung,…) mit niedriger Temperatur von maximal 55 Grad Celsius betrieben werden kann. Wird ein Haus gedämmt, können die Radiatoren danach mit niedrigerer Vorlauftemperatur betrieben werden. Der Check, ob z.B. Heizkörper (Radiatoren) mit niedriger Temperatur betrieben werden können, erfolgt am besten durch eine Installations-Firma.

Brauche ich eine Fußbodenheizung oder eine andere Flächenheizung, um eine Wärmepumpe verwenden zu können? Was passiert mit meinen Heizkörpern / Radiatoren?

Wichtig ist, dass das Wärmeabgabesystem (wie etwa Heizkörper/Radiatoren, Fußbodenheizung, Decken- oder Wandheizung,…) mit niedriger Temperatur von maximal 55 Grad Celsius betrieben werden kann. In vielen Fällen reichen die vorhandenen Heizkörper aus, da die Heizkörper in der Vergangenheit oft überdimensioniert wurden. Reichen die bestehenden Heizkörper nicht aus, so müssen je nach Bedarf einzelne Heizkörper gegen Niedertemperaturheizkörper getauscht werden. Dadurch wird es auch bei geringerer Vorlauftemperatur trotzdem warm. Man kann es selbst zu Hause ausprobieren: Wenn die Wohnung bei einer Vorlauftemperatur von max. 55 Grad auch an den kältesten Tagen im Jahr ausreichend warm wird, dann können die bestehenden Heizkörper/Radiatoren weiterverwendet werden.

Wie groß sind Wärmepumpen eigentlich? Wieviel Platz braucht eine Wärmepumpe im Haus und wo soll sie stehen?

Wärmepumpen brauchen, so wie eine Gaszentralheizung oder ein Fernwärmeanschluss, einen kleinen Technikraum, der z.B im Keller, im Dachboden oder in der Garage untergebracht werden kann. Mit allen Zuleitungen und Armaturen braucht man bei einem mehrgeschoßigen Wohnhaus dafür etwa 3m x 4m Platz. Bei Luftwärmepumpen gibt es zusätzlich die Möglichkeit, die gesamte Wärmepumpenanlage als Monoblock vor dem Haus oder auf dem Dach aufzustellen.

Ist eine Wärmepumpe im Haus laut und vibriert sie?

Wärmepumpen sind in etwa so laut wie ein Geschirrspüler oder Kühlschrank – wenn sie im Keller oder am Dachboden platziert sind, ist in der Regel das Geräusch in den Wohnungen nicht hörbar. Das Gehäuse der Wärmepumpe wird gedämmt und es wird bei der Installation auf Entkopplung von Boden und Wände geachtet – so breiten sich weder Schall noch Vibrationen aus. Die Ventilatoren von Luftwärmepumpen, die an der Außenwand oder auf dem Dach stehen, haben einen Geräuschpegel von 40-60dB (entspricht einem leisen Radio oder einer normalen Konversation), dieser Pegel nimmt mit der Entfernung rasch ab. Deshalb ist es wichtig, den Standort sorgsam zu wählen (siehe dazu Lärmregelungen zu Luftwärmepumpen der einzelnen Bundesländer), um Lärmbelästigung zu vermeiden https://www.laerminfo.at/ueberlaerm/laermquellen/luftwaermepumpen.html

Muss in meiner Wohnung für die Zuleitung zur Wärmepumpe alles aufgestemmt werden?

Es gibt drei Möglichkeiten für die Zuleitung zur Wohnung – die Stemmarbeiten halten sich bei allen in Grenzen bzw. muss nicht notwendigerweise gestemmt werden:

  • Zuleitungen über die stillgelegten Gasthermen-Kamine: dafür muss in der Wohnung nicht gestemmt werden, die Installation dauert in etwa einen halben Tag. Zuvor muss geklärt werden, ob der Kamin vom Querschnitt und vom Verlauf für eine Leitungsführung geeignet ist.
  • Zuleitung über den Gang: dafür muss am Gang gestemmt werden. Der Anschluss der Leitung in der Wohnung erfolgt an das bestehende Heizleitungssystem und kann unter- oder oberputz verlegt werden.
  • Zuleitung über eine Steigleitung an der Außenmauer des Hauses in die jeweiligen Wohnungen. Der Anschluss der Leitung in der Wohnung erfolgt an das bestehende Heizleitungssystem und kann unter- oder oberputz verlegt werden.

Wenn ich eine Gastherme mit Heizkörpern / Radiatoren in der Wohnung habe – gibt es eine Möglichkeit für mich als Mieter:in, auf Wärmepumpenheizung umzusteigen? Wie lange dauert das?

Ein Einzel-Umstieg macht eigentlich keinen Sinn. Es gibt zwar am Markt Geräte für Einzelwohnungs-Luftwärmepumpen, es kommt dabei aber oft zu Konflikten mit Nachbar:innen wegen der Ventilatoren, die die abgekühlte Luft nach außen abgeben. Besser ist eine gemeinsame Lösung für das gesamte Haus, wo nur eine Wärmepumpe für alle Wohnungen installiert wird.

Wärmepumpen und Fernwärme – ist das ein Entweder/Oder?

In einem Stadtviertel können beide Systeme einander ergänzen. Wärmepumpen können etwa im Sommer für Kühlung verwendet werden, was mit Fernwärme nicht möglich ist. Gleichzeitig kann die Abwärme der Kühlanlagen von mit Fernwärme versorgten Häusern gut in Häusern mit Wärmepumpe verwendet werden: für die Warmwasseraufbereitung oder zum Regenerieren der Erdwärmesonden. Man könnte das als „Abwärme-Recycling“ bezeichnen 😉.

Wenn Erdwärmesonden unter öffentlichen Flächen, wie Gehsteige oder Parkanlagen, installiert werden – kann man die Flächen anschließend wieder nutzen?

Die Erdwärmesonden haben einen Durchmesser von ca. 16 cm, sind bis zu 180 m tief und werden nach dem Fertigstellen mit Mörtel vergossen. Werden Erdwärmesonden in der Stadt unter Gehsteigen, Straßen oder Grünflächen errichtet, sind diese Flächen nach der Fertigstellung der Bohrung und Installation so wie vorher nutzbar.

Kann der Strombedarf der Wärmepumpen durch erneuerbare Energien überhaupt gedeckt werden

Entscheidend ist, dass das Wärmepumpensystem effizient und damit stromsparend ist – dann, ja. Bei einem effizienten Wärmepumpensystem können mit einer kWh Strom fünf kWh Wärme erzeugt werden. Das ist eine Dimension, die in Österreich und Mitteleuropa gedeckt werden kann.

Was passiert mit den Tieren in der Erde, werden sie gegrillt oder schockgefroren?

Nein, mit einer relevanten Beeinträchtigung des Bodenlebens ist nicht zu rechnen. Die Temperaturbeeinflussung des Bodens durch Erdwärmesonden ist geringer als jene durch Bebauung oder Bodenversiegelung. Für Erdwärmesonden werden Löcher bis ca. 180 m in die Erde gebohrt. Die Sonden werden über das Jahr ausgeglichen betrieben, das heißt im Sommer wird genauso viel Wärme zugeführt, wie im Winter entnommen wird. Die Temperaturschwankungen in 1 m Entfernung zur Sonde betragen nur wenige Grad Celsius und nehmen mit der Entfernung weiter ab.

Wird mein ganzer Garten / der Hof umgegraben und betoniert?

Es kommt im Bereich der Bohrung zu Beeinträchtigung des Bodens und der Pflanzen, nach Beendigung der Bohr- und Grabearbeiten kann dieser Bereich wieder neu bepflanzt werden, da die Oberfläche nicht betoniert oder versiegelt werden muss.

Foto: © lisi zeininger. Das Pilotprojekt Smart Block Geblergasse nach der Wiederherstellung des Innenhofs, unter dem sich die Erdwärmesonden befinden

Was passiert, wenn das Kältemittel aus der Wärmepumpe austritt? Ist das nicht extrem klimaschädlich?

Das Kältemittel befindet sich innerhalb der Wärmepumpe in einem geschlossenen Kreislauf. Kommt es zur Beschädigung der Wärmepumpe, kann es austreten und aufgrund des Treibhausgaspotenzials klimaschädlich wirken. Jedoch überwiegt die positive Wirkung der Wärmepumpen auf das Klima durch die CO2-Einsparung bei weitem die potenzielle Klimaschädigung durch möglichen Austritt des Kältemittels. Neue Wärmepumpen verwenden oft das unschädliche Propan als Kältemittel. In den österreichischen Förderrichtlinien für Wärmepumpen werden umweltfreundliche Kältemittel vorgeschrieben bzw. bevorzugt.

Angebot: Sie suchen konkrete Hilfe für Ihren Umstieg auf klimafreundliches, fossilfreies Heizen?

Wir arbeiten seit Jahren in Projekten für fossilfreies, klimafreundliches Heizen in der Stadt und geben Wissen und Erfahrung in Form von Beratungen und einer Ersteinschätzung der Machbarkeit weiter. Unser neues Dienstleistungsangebot „Klimafreundliches Heizen beim Wohnen“ richtet sich dabei speziell an Hauseigentümer:innen, Eigentümer:innen-Gemeinschaften und Hausverwaltungen, die fossilfreie Alternativen zu Öl und Gas suchen – denn diese Gruppen sind momentan stark gefordert.

Das Dienstleistungsangebot ist gestaffelt aufgebaut, dadurch kann es exakt an individuelle Bedürfnisse angepasst werden. Teil des Angebots können dabei etwa die Erstellung von Basisinformationen zu technischen und wirtschaftlichen Lösungsmöglichkeiten für die betreffende Liegenschaft sein oder die Vorbereitung und Moderation einer Eigentümer:innen-Versammlung (verständliche Aufbereitung der Basisinformation, Ablaufplanung) bis hin zur Unterstützung bei der Anbietersuche für die Umsetzung und bei der Angebotseinholung. Meist ist die Umstellung des Heizsystems ein mehrjähriger Prozess. Durch eine frühzeitige Planung können geeignete Zeitfenster genutzt und Kosten gespart werden.

Alle Details zum Angebot „Klimafreundliches Heizen beim Wohnen“ finden Sie hier: https://www.oegut.at/de/leistungen/raus-aus-gas-beim-wohnen.php

Leicht verständliche Artikel zum Weiterlesen: