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von Erika Ganglberger

Heißt es Kunststoff oder Plastik?

Das umgangssprachlich genutzte Wort Plastik ist der eingedeutschte englische Begriff „plastic“, der übersetzt schlicht und einfach Kunststoff bedeutet. In Fachkreisen unterscheidet man sehr wohl zwischen Plastik und Kunststoff, da alle Arten von Plastik zwar Kunststoffe sind, aber nicht jeder Kunststoff Plastik ist. Ergo ist man mit dem Begriff Kunststoff jedenfalls auf der sicheren Seite.

Der Siegeszug des Kunststoffs

Kunststoff ist ein vielseitiger Werkstoff, aus dem unterschiedlichste Produkte hergestellt werden. Egal ob besonders hart, besonders flexibel, besonders hitzestabil, besonders leicht, besonders… – mit dem passenden Kunststoff lässt sich unglaublich viel verwirklichen. Anfang des 20. Jahrhunderts entdeckt, etablierte sich Kunststoff zu einem Werkstoff für die industrielle Massenfertigung, wodurch viele Dinge für die breite Masse erschwinglich wurden. Inzwischen wissen wir oft gar nicht so genau, in wie vielfältiger Weise uns Kunststoffprodukte umgeben und wie stark sie unseren Alltag prägen.

Schutzbrille aus Kunststoff. (c) Petra Blauensteiner

Schutzbrille aus Kunststoff. (c) Petra Blauensteiner

In den letzten Jahren ist Kunststoff vorwiegend als massives Umwelt- und Gesundheitsproblem in die Schlagzeilen geraten, von den Plastik“kontinenten“ in den Ozeanen bis zur Beeinträchtigung der Fruchtbarkeit  durch Freisetzung von hormonell aktiven Substanzen. Auch die Tatsache, dass die Ausgangsbasis für den überwiegenden Teil der Kunststoffe Erdöl ist, trägt nicht zur Imageverbesserung bei.

Ist der Werkstoff an sich das Problem oder ist es unser  Umgang damit?

Kunststoffe können auch nachwachsen

Kunststoffe sind meist Erdölprodukte. Tatsächlich werden mehr als 99 % aller im Handel befindlichen Kunststoffe aus dem Rohstoff Erdöl hergestellt. Doch das muss nicht so sein – in den letzten Jahren wurden zunehmend Kunststoffe aus biogenen Rohstoffen entwickelt, etwa aus Maisstärke oder Milchsäure, die besonders bei kurzlebigen Produkten enorme Vorteile bieten. Wichtig scheint mir, dass sich das Wissen um Biopolymere verbreitet und diese „erdölfreien“ Kunststoffe vermehrt in unser Bewusstsein rücken.

Kunststoff ist vielseitig – und (leider) nahezu unverwüstlich

In der Natur gibt es kaum Möglichkeiten, Kunststoffe abzubauen. Das macht sie enorm langlebig. Umso wichtiger ist ein verantwortungsbewusster Umgang mit diesem Wertstoff. Vielfach wird Kunststoff, weil sehr günstig in Produktion und Verarbeitung, für billige Massenartikel mit kurzer Lebensdauer verwendet (Plastiksackerln, Verpackungsmaterial, Give aways, …). Und das führt zu Problemen, insbesondere wenn die Kunststoffprodukte nicht fachgerecht entsorgt werden und in die Umwelt gelangen, wo sich das Material aufgrund der fehlenden natürlichen Abbaumöglichkeiten entsprechend anreichert.

Nur wer Bescheid weiß, kann sich dafür entscheiden, Kunststoff richtig einzusetzen

Im ZOOM Kindermuseum in Wien hat kürzlich eine Mitmach-Ausstellung für Kinder von 6-12 Jahren ihre Pforten geöffnet: Unter dem Titel „Kunst I Stoff I Plastik – Woher? Wofür? Wohin?“ können sich Kinder ausführlich mit dem Thema auseinandersetzen und vielfältige Einblicke in die komplexe Materie gewinnen. Die für die Ausstellungsgestaltung Zuständigen haben es sich dabei nicht leicht gemacht und sich dem „Zauberwerkstoff der Moderne“ aus unterschiedlichen Perspektiven genähert.

Um die vielen Facetten des Themas ausgewogen in der Ausstellungskonzeption zu berücksichtigen, holte sich Ausstellungskurator Christian Ganzer Unterstützung von einem wissenschaftlichen Beirat bestehend aus Simone Knaus, Polymerchemikerin der TU Wien, Christian Pladerer, Abfallexperte des Österreichischen Ökologie-Instituts, und mir.

Der chemische Aufbau der Polymerketten, die Herstellung, Verarbeitung und Vielfalt an Produkten und Einsatzmöglichkeiten bis zur Entsorgung, all das wird in einzelnen Mitmachstationen aufgegriffen. Dabei wird klar: Vieles zeichnet Kunststoff aus, besonders seine Robustheit und Langlebigkeit. Genau diese Eigenschaften werden uns nun zunehmend zum Umweltproblem.

Ich finde es wichtig, genau darüber nachzudenken, welches Material wir wofür verwenden wollen. Wenn ich bei Regen Papier, Handy und Computer sicher mit dem Fahrrad vom Büro nach Hause bringen will, finde ich eine Tasche aus Kunststoff die beste Variante. Beim Einkauf von Eiern erfüllt auch ein Eierkarton die wesentlichen Transportanforderungen. Mein Apell an uns alle: Lasst uns Kunststoff als vielseitiges Material für hochwertige Anwendungen nutzen!  Für die Verpackung von Lebensmitteln gibt es gleichwertige und bessere Alternativen. Und: die fachgerechte Entsorgung ist ein Muss!

Das 30 Jahre ÖGUT-Quiz


Quizfrage Nr. 3 – Themenbereich Ressourcen: Wahr oder falsch?

40 Tonnen Plastik gelangen in Österreich jährlich in die Donau.

Alle Infos zum Quiz und was es zu gewinnen gibt, erfahren Sie im Blogbeitrag Nr. 9.