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von Gerhard Bayer

Viele Energieverbraucher wie Lampen, Kühlschränke oder Heizungen werden immer sparsamer. Trotzdem sinkt der Energieverbrauch in Österreich nicht. Warum?
Ein Grund dafür ist das Aufpoppen neuer Konsumtrends, welche einen zusätzlichen Energieverbrauch bewirken. Ein Beispiel dafür sind die sogenannten „Heizstrahler“ für den Außenbereich, die zunehmend in der Gastronomie zu finden sind.

Zahlen und Mengen

Ein üblicher Heizstrahler mit einer Leistung von 2000 Watt beheizt rund 15 m² Gastgarten. Hat ein Restaurant mit 300 m² Innenraum-Nutzfläche einen Gastgarten von 150 m² und werden die Heizstrahler rund 1.250 Stunden pro Jahr aufgedreht, so entsteht ein zusätzlicher Stromverbrauch von rund 25.000 kWh/a. (Das ist der Jahresverbrauch von 11 Haushalten.)

In diesem Fall sind die Heizstrahler mit 83 kWh/m².a der größte Energieverbraucher des Restaurants, noch vor dem Kochen und der Raumheizung.

 

Energieverbrauch in Dienstleistungsgebäuden, ÖGUT 2011 Pro Klima Der enercity-Fond, 2014 ÖGUT Marktrecherchen bei Hersteller, 2015

Quellen: Energieverbrauch in Dienstleistungsgebäuden, ÖGUT 2011
Pro Klima Der enercity-Fond, 2014
ÖGUT Marktrecherchen bei Hersteller, 2015

Der Trend

In den letzten Jahren haben sich die Heizstrahler in der Gastronomie vom „Einzelphänomen“ hin zum Massentrend entwickelt. Zahlen gibt es nicht, weil die Strahler nicht genehmigungspflichtig sind. Aber der Trend ist augenfällig: In bekannten Gastromeilen wie etwa dem Graben in der Wiener Innenstadt oder der Naschmarkt sind die beheizten Gastgärten bereits in der Überzahl. Damit kommen die restlichen Lokale in Zugzwang, da ihnen ohne Außenheizung die Gäste abwandern.

Finanziell dürfte sich die Investition für die Gastronomen lohnen, liegt doch in der Gastronomie der Energiekostenanteil am Gesamtumsatz lediglich bei 3-5 %. Offensichtlich wirkt sich eine Umsatzsteigerung durch die Heizstrahler in zweistelligem Prozentbereich durch die Verlängerung der Gastgartensaison stärker aus als die zusätzlichen Energiekosten.

Mit der Gastronomie ist der Außenheizungs- bzw. Außenklimatisierungsmarkt aber noch lange nicht ausgereizt. Baumärkte und der Elektrohandel bieten bereits Heizstrahler für Gartenterrassen und Balkone ab 69 Euro an. Auch Kühlungsanlagen für Freiflächen werden verstärkt eingesetzt.

Was sagt die Politik dazu?

In einigen deutschen Städten sind Gastgartenheizungen verboten. So wurde etwa in vielen Bezirken in München, Berlin und Hamburg das Aufstellen von Heizgeräten in der Gastronomie aus Umweltschutzgründen untersagt. In Österreich sind bislang keine derartigen Regelungen erlassen worden – meist mit der Begründung, dass BürgerInnen und Gastronomiebetriebe sich frei entscheiden können sollen.

Sowohl in Wien als auch in Graz wird seitens der Stadtverwaltung versucht, LokalbesitzerInnen und Gäste durch die Bereitstellung von Wolldecken (Stichwort „Kuscheln statt Heizen“) von der nachhaltigen Art zu Essen und Trinken zu überzeugen und diesen Trend zu stoppen. Vielleicht können wir ja beim nächsten Lokalbesuch das Restaurant auch nach diesem Blickwinkel wählen. Der Gast ist ja die Königin!

Zum Weiterlesen: Die Frage, wohin Wärme und Strom in Gebäuden gehen und wieviel davon, beschäftigt uns in der ÖGUT immer wieder. Zum Weiterlesen finden Sie auf der ÖGUT-Website z.B.:

Das 30 Jahre ÖGUT-Quiz

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Quizfrage Nr. 2 – Themenbereich Energie: Wahr oder falsch?

Rund 80 % des Energieeinsatzes eines Haushaltes (ohne Mobilität) fällt für Heizung und Warmwasserbereitung an.

Alle Infos zum Quiz und was es zu gewinnen gibt, erfahren Sie im Blogbeitrag Nr. 9.