von Erika Ganglberger, ÖGUT

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Bioökonomie
- ist ein radikales Wirtschaftskonzept, das sich zum Ziel setzt, AUSSCHLIESSLICH erneuerbare anstelle von fossilen Ressourcen zu nutzen.
- umfasst sowohl die Produktion erneuerbarer biologischer Ressourcen als auch deren Umwandlung in Nahrungs- und Futtermittel, biobasierte Produkte und Bioenergie.
- betrifft zahlreiche Sektoren: Land-, Forst- und Fischereiwirtschaft, Nahrungsmittelindustrie, Holz- und Papierindustrie, Biotechnologie und andere Verfahrenstechnologien, aber auch Teile der Chemie-, Textil- und Energieindustrien sowie Dienstleistungen in den Bereichen Handel, Logistik und Umwelttechnologien.
Die Natur steht beim Wandel hin zu einer Kreislaufwirtschaft Modell – im Sinne von Ressourceneffizienz und Nachhaltigkeit zielt sie auf die stufenweise Verwertung und Mehrfachnutzung von Ressourcen ab.
Betrachtet man die Entwicklung der letzten Jahrzehnte, wird klar, dass es eine kräftige Trendwende braucht: betrug der Anteil der erneuerbaren Ressourcen an der Gesamtressourcenentnahme 1980 noch 39 %, sank er in den letzten Jahrzehnten konstant und liegt aktuell bei etwa 27 %. [1] Anders gesagt müssen wir für beinahe drei Viertel der aktuellen Einsatzstoffe Alternativen entwickeln, um Bioökonomie als Wirtschaftsform zu realisieren.
Bioökonomie als politisches Programm
In der Politik wird die Entwicklung der Bioökonomie mit gesellschaftlichen Zielen verbunden: Sie soll zu nachhaltiger Entwicklung und grünem Wachstum beitragen – insbesondere wird sie mit der Erreichung der UN Nachhaltigkeitsziele zur Ernährungssicherung, zum Klimaschutz, zu nachhaltigen Konsum- und Produktionsbedingungen sowie zum Erhalt der wichtigsten Naturgüter wie Trinkwasser, fruchtbare Böden, saubere Luft und Biodiversität in Verbindung gebracht. [2]
Auf europäischer Ebene werden in den letzten Jahren große Hoffnungen in die Bioökonomie gesetzt und Strategien erarbeitet. Auch Österreich entwickelt zurzeit unter der Federführung von BMLFUW, bmvit und BMWFW eine FTI-Strategie zur Bioökonomie. In deren Auftrag veranstaltete die ÖGUT gemeinsam mit dem Ökosozialen Forum, dem Umweltbundesamt und dem ZSI (Zentrum für Soziale Innovation) 2016 zwei Dialogforen, um mit relevanten Stakeholdern Maßnahmen und Umsetzungsvorschläge für den Forschungs-, Innovations- und Technologiebereich zu erarbeiten.
Bei beiden Dialogforen befassten sich ExpertInnen aus allen relevanten Themenbereichen (u.a. Land- und Forstwirtschaft, Veterinärmedizin, Industrie, Technologieentwickler) in Kleingruppen sehr ergebnisorientiert mit den vorgegebenen Fragestellungen. Durch den intensiven Austausch ist es gelungen, AkteurInnen aus diesen Bereichen miteinander ins Gespräch zu bringen und ein gemeinsames Verständnis von einer umfassenden Bioökonomie zu entwickeln. Dabei zeigte sich klar, dass Bioökonomie nur gelingen kann, wenn sich der ökologische Nutzen auch ökonomisch abbilden lässt: in allen Arbeitsgruppen wurde daher „Kostenwahrheit“ und „Internalisierung externer Kosten“ als DIE zentrale Herausforderung erkannt. Oder vereinfacht gesagt: wenn Ressourcen nicht ausreichend teuer sind, kann man mit deren Einsparung keine Geschäftsmodelle aufsetzen.
FTI-Strategie als Teil einer nationalen Gesamtstrategie
Forschung, Technologie und Innovation sind wichtige Treiber und Wegbereiter, können jedoch nicht für sich stehen. Die Umsetzung der Bioökonomie braucht neben einer FTI-Strategie eine umfassende Gesamtstrategie, die optimale Rahmenbedingungen gestaltet. Ende November 2016 gaben BM Mitterlehner, BM Leichtfried und BM Rupprechter daher den Startschuss für die Erstellung einer Bioökonomie-Gesamtstrategie. Dieser Umsetzungsplan für Bioökonomie bildet die Grundlage dafür, dass Österreich die Chancen nutzen kann, die die Bioökonomie für BürgerInnen, Wirtschaft, Umwelt und Innovation bietet. Die effiziente Nutzung biogener Rohstoffe als Beitrag zu einer nachhaltigen Wirtschaftsentwicklung und zur Reduktion der Abhängigkeit von fossilen Rohstoffen steht dabei im Vordergrund.
Quellen:
[1] http://www.materialflows.net/trends/analyses-1980-2013/global-material-extraction-by-material-category-1980-2013/
[2] http://gbs2015.com/fileadmin/gbs2015/Downloads/Bioeconomy-Policy_Part-II.pdf