von Antonija Wieser, ÖGUT
Ob Plastiktüte in Deutschland, Säckli in der Schweiz oder Plastiksackerl in Österreich: Plastiksäcke sind ein Thema. Nämlich vor allem deren Reduktion. Bis 2019 will die EU den Verbrauch europaweit auf 90 Sackerl pro Person und Jahr reduzieren.

Kunststoffflasche. (c) Klicker/pixelio.de
Österreich geht es in dieser Hinsicht ambitioniert an. Laut einer Initiative des Umweltministeriums (BMLFUW) soll die Zahl der Plastiksackerl in Österreich auf 25 Stück pro Jahr und Person sinken. Rückhalt dafür gibt es seitens der Umweltorganisationen wie auch von Seiten der Wirtschaft, den österreichischen Handelsunternehmen und hier vor allem aus der Lebensmittel-Branche.
Weltweit gesehen haben sich schon einige Länder und Städte zu einem Verbot von Kunststoffsackerln in unterschiedlichen Ausprägungen durchgerungen. Es entwickelt sich langsam ein globaler Trend. Länder wie das ostafrikanische Ruanda oder Tanzania, Bangladesch und Australien oder Städte wie die indische Hauptstadt Neu-Delhi oder Los Angeles verbannen immer öfter Plastiksackerl aus ihrem Gebiet.
In der EU haben etwa die Franzosen bereits 2016 das kostenlose Kunstoffsackerl verboten. Ab 2017 sollen Sackerl auch für Obst und Gemüse weniger werden. Ab dem Jahr 2020 soll dort Essen nur mehr mit biologisch abbaubaren Materialien oder Porzellan verpackt werden.
Warum eigentlich vermeiden?
An den Bergen von Plastikabfall leiden vor allem Meere und ihre Bewohner. Nach einer aktuellen Studie der Weltnaturschutzunion (IUCN) fallen jährlich etwa 9,5 Millionen Tonnen Kunststoffe in den Ozeanen an. Großteils synthetische Kleidung und Autoreifen, aber auch Plastiksackerl.
In Form von kleinen Partikeln gelangt Kunststoff in Ökosysteme und Tiere und somit in unseren Nahrungskreislauf. Ein Problem stellen diese Kunststoffteile auch für die tierischen OzeanbewohnerInnen, welche beispielsweise die Mikropartikel fressen und ihren Nachwuchs damit füttern, dar. Oft gehen sie auch daran zu Grunde. Mehr dazu kann im Projekt plasticgarbageproject nachgelesen werden.
Einer der größten Müllteppiche der Welt ist das Plastikmeer im Pazifik. Aufgrund seiner Größe wird er auch als „7. Kontinent“ bezeichnet. Laut der Forschung von Jamieson et al. machen Schadstoffe und Kunststoffe auch vor der Tiefsee nicht halt. In den Tiefen wurden von ForscherInnen hohe Konzentrationen von Schadstoffen wie z.B. Polychlorierter Biphenyle (Weichmacher in Plastik) gemessen. Es wird sogar befürchtet, dass die Tiefsee zum Endlager für Plastikabfall verkommt.
Engagement bringt´s
Dass Engagement viel bewirken kann, beweisen die beiden jungen Schwestern Melati und Isabel Wijsen. Die beiden Mädchen, 10 und 12 Jahre alt, haben es geschafft, dass die indonesische Insel Bali Plastiksackerl heute zur Gänze verbietet. Sie starteten die Petition Bye bye plastic bags und sammelten 100.000 Unterschriften.
Das Resultat lässt sich sehen – die beiden Aktivistinnen konnten das Inseloberhaupt überzeugen, ein Verbot für Plastiksackerl auszusprechen. Ein großer Erfolg. Die Initiative ist mittlerweile von Jugendlichen in neun weiteren Ländern gestartet worden.
Engagement von Unternehmen
Erste Schritte setzen auch Unternehmen – eine halbe Milliarde Shampoo-Flaschen aus recyceltem „Strand-Plastik“ (Recycle-Anteil bis zu 25%) sollen bis Ende 2018 erhältlich sein.
Der Aufruf der beiden aktiven jungen Frauen zeigt, jede*r kann seine/ihre eigene Lebensumwelt mitgestalten, Dinge verändern und sogar neue Gesetze erwirken. Wird Ihre Initiative vielleicht die nächste sein?
Quellen:
Boucher, J. and Friot D. (2017). Primary Microplastics in the Oceans: A Global
Evaluation of Sources. Gland, Switzerland: IUCN. 43pp. https://portals.iucn.org/library/node/46622
http://nachhaltig-sein.info/lebensweise/plastik-kunststoff-folgen-mensch-tiere-umwelt-gesundheit
https://www.bmlfuw.gv.at/service/presse/umwelt/2016/160502Plastiksackerl.html
http://www.umweltbundesamt.de/themen/wasser/gewaesser/meere/nutzung-belastungen/muell-im-meer
http://www.byebyeplasticbags.org/
UMWELTSCHUTZ 01/2017, Recycling-Shampoos aus Strandplastik, S. 20
Jamieson, A. J. et al. Bioaccumulation of persistent organic pollutants in the deepest ocean fauna. Nat. Ecol. Evol. 1, 0051 (2017).