von Gerhard Bayer

„Wie man die Lüftungsanlage regelt, weiß ich nicht. Das hat alles die Abteilung xx zu Beginn eingestellt und es hat geheißen, wir dürfen nichts daran verstellen“.

„Das ist ein Wahnsinn – da drehen irgendwelche Energiesparer die Heizung zurück, weil ihnen zu warm ist und am nächsten Morgen, wenn wir eine Besprechung haben, sitzen wir in der Kälte.“

„Ich weiß, dass es draußen 35 Grad hat, aber ich kann Ihnen die Beschattungsanlage nicht aktivieren. Früher konnten wir das selber machen, aber da gab´s nur Streitereien. Jetzt wird das alles zentral geregelt.“

„Vielen ist die Klimaanlage zu kalt eingestellt und es zieht. Ich zieh mir halt einen Pullover an und die Luftschlitze, wo es kalt rauskommt, hab ich mit Karton verschlossen.“

Solche Zitate hört man von Angestellten in Dienstleistungsgebäuden oft. Warum ist das so? Zum Einen: die Technologien sind in den letzten 20 Jahren immer komplexer geworden und zum Anderen: in großen Gebäuden gibt es nun einmal viele unterschiedliche AkteurInnen und EntscheidungsträgerInnen, die beim Betrieb der Haustechnik beteiligt sind und die entsprechend unterschiedliche Aufgaben, Bedürfnisse und Ansprüche haben. Immer wichtiger wird daher zielgruppengerechte Information und gut abgestimmte Kommunikation innerhalb des Gebäudes.

Oft verhalten sich die NutzerInnen – unabsichtlich und ohne es zu wissen – kontraproduktiv zum effizient geplanten Haustechniksystem (Stichwort Fensterlüftung trotz Lüftungsanlagen). Oft ist der Wissensstand der NutzerInnen veraltet (z. B. Lampen sollen in der Mittagspause nicht ausgeschaltet werden, weil sie sonst kaputt werden). Auch bezüglich der Lüftungsanlagen gibt es moderne Mythen und Legenden. So wird immer wieder davon ausgegangen, dass etwaiger Geruch durch diese Anlagen in alle Räume verteilt würde. Ist die Frischluft einer Lüftungsanlage vorgewärmt, so interpretieren die NutzerInnen diese häufig als „abgestandene Luft, die nicht frisch sein kann“.

Dass noch viel Optimierungspotential abseits der technischen Hardware besteht, ist auch das Ergebnis einer Studie, die die ÖGUT in Zusammenarbeit mit Allplan und im Auftrag der MA 20 durchgeführt hat. In Wien verursachen Büros immerhin rund 9,3 % des Gesamtstromverbrauchs und 10,8 % des Erdgasverbrauchs der Stadt (48 % davon gehen in die Beheizung, 18 % in die Kühlung, 14 % werden für Belüftung und 19 % für Beleuchtung aufgewendet). Eine relevante Größe also, bei der es sich lohnt, näher hinzuschauen. Wir haben daher die tatsächlich gemessenen Energieverbräuche von 20 Bürogebäuden in Wien mit den Energieausweisen verglichen. Das Ergebnis: der Heizenergieverbrauch liegt im Durchschnitt doppelt so hoch wie der im Energieausweis berechnete Wert. Auch bei der Kühlung und Lüftung liegen die tatsächlichen Verbrauchswerte bei vielen Gebäuden deutlich über den Planwerten.

Haustechnikabteilungen und Facility Manager resignieren vor dem enormen internen Informations- und Kommunikationsaufwand – oft zu Lasten der Energieeffizienz: „Ich habe den Leuten schon 10 mal erklärt, wie sie die Heizung richtig bedienen müssen, aber die verstehen´s halt nicht. Ich hab´s aufgegeben. Jetzt läuft die Heizung (Lüftung, Klimatisierung,…) halt immer durch, auch wenn der Raum nur selten belegt ist“.

Das Fazit für uns lautet: Nach dem Technologieschub, der in den letzten 20 Jahren im Haustechnikbereich in Bürogebäuden Einzug stattgefunden hat, sollte nun auch ein Kommunikations- und Informationsschub bei allen AkteurInnen und EntscheidungsträgerInnen stattfinden. Damit könnten bisher ungenutzte Energieeffizienzpotenziale erschlossen und die NutzerInnenzufriedenheit erhöht werden.

Vergleich Plan-/Ist-Werte Energiebedarf Büro

Quelle: ÖGUT, Energieflüsse in Bürogebäuden – (NEWID – IST), August 2014, im Auftrag der Stadt Wien, MA 20.

Spezifische Energie-Inputströme bei den betrachteten Gebäuden in kWh/m²a

Quelle: ÖGUT, Energieflüsse in Bürogebäuden – (NEWID – IST), August 2014, im Auftrag der Stadt Wien, MA 20.