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von Monika Piber-Maslo, Austria Glas Recycling GmbH
Unsere Vorfahren in Präwirtschaftswunderzeiten taten es: Sie verwendeten und verwerteten Dinge immer wieder. Nutzten sie ihr Leben lang, gaben ihnen neue Verwendungszwecke oder verarbeiteten das Material. Am Bauernhof meiner Großeltern gab es keine Abfälle. Opa reparierte die ‚Hardware‘ – Messer, Sensen, Traktoren, Stalltüren –, Oma die ‚Software‘ – Schürzen, Socken, Tischtücher, Brot- und Einkaufskörbe. Bitte verstehen Sie mich richtig: Mit dem Leben meiner Großeltern möchte ich persönlich keineswegs tauschen. Socken stopfen zählt nicht zu meinen Lieblingsbeschäftigungen und von meinem Traummann habe ich ein anderes Bild als jemand Ölverschmierten im Blauzeug unter dem Traktor.
Mich beschäftigt jedoch, in wie wenigen Jahren sich ein Phänomen entwickelte, das wir Abfallproblem nennen. Wo die Küchenplanung Rücksicht nimmt auf Art, Größe und Anzahl der Sammelbehälter für die diversen Altstofffraktionen. Wo wir Socken einfach wegschmeißen und nicht, wie meine Oma, auftrennen und aus der noch brauchbaren Wolle neue stricken.
Die Ressource in den Dingen
Zum Glück haben wir nicht verlernt, den Wert der Materialien auch dann zu sehen, wenn diese für uns unmittelbar wertlos geworden sind. Zum Glück also sehen wir die Ressource in den Dingen. Das haben uns Oma und Opa vererbt.
Für manche Materialien betreiben wir Recycling mittlerweile großflächig und auf hochindustrielle Weise. Gut etablierte Recycling- und Re-Use-Systeme unterstützen die Menschen in vielen Ländern, den Dingen eine zweite Chance zu geben und ermöglichen der Industrie die Nutzung von Sekundärrohstoffen. Zahlreiche Institutionen wie zum Beispiel die Österreichische Gesellschaft für Umwelt und Technik OEGUT (www.oegut.at) forschen zum Themenkreis Ressourcenverbrauch, Umweltschutz, Nachhaltigkeit und entwickeln auf Basis ihrer Forschungsergebnisse praxistaugliche Vorschläge, Richtlinien und Gütesiegel, die es Unternehmen und Privatpersonen ermöglichen, aus Wissen Handlungen werden zu lassen.
Österreich darf in dieser Hinsicht stolz sein. Ressourcenmanagement hat in unserer Gesellschaft einen hohen Stellenwert. Wir geben uns Normen und investieren Intellekt und Geldmittel, um Rohstoffkreisläufe zu schließen. Zum Beispiel sammeln und recyceln wir Glasverpackungen seit den 1970er Jahren systematisch und österreichweit. Die Statistik weist für das Jahr 1978 bereits 29.187 Tonnen Altglas aus (Quelle: Festschrift zum 60-Jahre-Jubiläum der Austria Recycling).
Sorgfalt für unsere Ressourcen
Was die Sockenwolle für meine Oma, ist für Österreichs Glasrecyclingsystem das Altglas. Nichts darf verloren gehen. Jede Flasche, jedes Gurkenglas kann und soll wieder verwertet und zu einer neuen Flasche, einem neuen Gurkenglas werden.
Die Ressource Glas verdient Sorgfalt und Verantwortungsbewusstsein. Unser Glasrecyclingsystem zählt zu den erfolgreichsten Recyclingsystemen weltweit und gilt in der EU als Best Practice. Sammelleistungen von jährlich über 230.000 Tonnen – das sind rund 26 Kilogramm pro Kopf und Nase – und Recyclingquoten von über 85 % sprechen für sich. Die Recyclingquoten für Glasverpackungen liegen im EU-Durchschnitt bei 70 %, für andere Materialien sind sie zum Teil deutlich niedriger.
Es gilt, den hohen Standard zu halten und weiter auszubauen. Nachhaltig wirtschaften lautet die Forderung unserer Zeit. Neben den rein ökonomisch orientierten Zahlen mögen weitere Faktoren wie Umweltschutz und gesellschaftliche Verantwortung eine Rolle spielen.
Austria Glas Recycling als Organisatorin und Managerin des österreichischen Glasrecyclingsystems ist in der glücklichen Lage, mit ihrem Business-Modell einer nachhaltigen Wirtschaftsweise sehr nahe zu sein:
- Das Kerngeschäft – Altglas sammeln und recyceln – ist umweltfreundlich. Dank Umweltmanagementsystem ist die kontinuierliche Verbesserung der Umweltleistungen vollkommen integriert.
- Erfolg wird gemessen in Sammelmengen und Recyclingquoten. Der volkswirtschaftliche Nutzen zählt mehr als kurzfristiger Finanzgewinn.
- Die finanziellen Mittel dienen ausschließlich der Organisation des österreichischen Glasrecyclingsystems. Dank Non-Profit-Status fließen Überschüsse immer ins System zurück.
Auf Lorbeeren ausruhen ist allerdings nicht angesagt. Daher orientiert sich Austria Glas Recycling seit dem Jahr 2000 an der Europäischen Umweltmanagementnorm (EMAS) und seit 2015 an der CSR-Norm ONR 192500 (Gesellschaftliche Verantwortung von Unternehmen). Diese beiden Normen bieten das Fundament und die Leitlinien für die ganzheitliche kontinuierliche Verbesserung des österreichischen Glasrecyclingsystems.
Ressourcenschonung ist Umweltschutz
Das Material Glas ist von seiner Natur her für Recycling geschaffen. Wir Menschen sind in der Verantwortung, die optimalen Strukturen für den geschlossenen Kreislauf zu schaffen. Das sind wir dem Blauen Planeten, uns selbst, unseren Nachfahren – und dem geistigen Erbe unserer Vorfahren – schuldig.
Dank Glasrecycling sparen wir pro Jahr beträchtliche Rohstoffmengen:
- 164.000 Tonnen Quarzsand
- 53.000 Tonnen Kalk und Dolomit
- 41.000 Tonnen Soda
- 573.000 m³ Abbauvolumen
- 213.000 m³ Deponievolumen für Einwegglas
- 225.000.000 kWh elektrische Energie
- 6.000.000 m³ Erdgas
(Zahlenangaben gerundet)
Jedes Kilogramm zählt. Je 10 % Altglas bei der Neuproduktion reduzieren 3 % Energie und 7 % CO2-Emissionen. Die jährliche Einsparung an elektrischer Energie entspricht dem Jahresbedarf von etwa 51.000 Haushalten und reduziert unser aller CO2-Footprint.
Ich finde, Altglas richtig entsorgen ist ein kleiner Aufwand für mich und hat eine große positive Auswirkung für die Umwelt.
Monika Piber-Maslo, Austria Glas Recycling GmbH, Öffentlichkeitsarbeit, Mitglied der Stabstelle Umwelt- und Nachhaltigkeitsmanagement; piber-maslo@agr.at