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von Nicole Kajtna

Valentin Thurn: „10 Milliarden – Wie werden wir alle satt?“ Die Film-DVD ist jetzt im Handel erhältlich. © Thurnfilm

Valentin Thurn: „10 Milliarden – Wie werden wir alle satt?“ Die Film-DVD ist jetzt im Handel erhältlich. © Thurnfilm

Bereits heute hungern weltweit 800 Millionen Menschen. Und die Bevölkerung wächst nach wie vor – Prognosen z.B. der UNO sprechen von 9,6 Milliarden im Jahr 2050 (das wäre ein Zuwachs von ca. 2,3 Milliarden). Wie kann es gelingen, in Zukunft so viele Menschen zu ernähren?

Die Aufschließung alternativer Eiweißquellen (Stichwort: Insekten) ist ein Ansatzpunkt, wird alleine aber nicht ausreichen – wir brauchen umfassende Konzepte, die Ernährungssicherheit bieten und  die Übernutzung der natürlichen Ressourcen (Bodenfläche, Wasser, Humusschicht, Energie etc.) sowie den Verlust an Biodiversität verhindern.

Die drei Strategien zur Reduktion des ökologischen Fußabdrucks heißen Effizienz, Konsistenz und Suffizienz. Umgelegt auf  Maßnahmen im Bereich Ernährung bedeuten sie:

  • Effiziente Maßnahmen: Effiziente Nutzung der biogenen und energetischen Ressourcen für unsere Nahrungsmittelproduktion (z.B. regionale Produktion und Vermarktung, saisonale Erzeugnisse, Schwerpunkte bei pflanzlichen Lebensmitteln)
  • Konsistente Maßnahmen: Fokus auf die Verwendung von naturverträglichen Technologien zur Herstellung von Lebensmitteln (z.B. Biolandwirtschaft)
  • Suffiziente Maßnahmen: bewusst weniger Konsum von Lebensmittel, die viel Energie und/oder Fläche zu ihrer Herstellung verbrauchen (z.B. Verringerung des Fleischkonsums, regional Einkaufen) oder angebotssteuernde Maßnahmen (B. mehr vegetarisches Angebot in Kantinen)

KonsumentInnen sind von Maßnahmen im Bereich der Effizienz und Konsistenz eher passiv betroffen – z.B. durch höhere Preise für Biolebensmittel oder saisonale Schwankungen im Angebot. Im Bereich der Suffizienz werden KonsumentInnen durch Veränderungen des ganz persönlichen Lebensstils direkt zu AkteurInnen: sie können Lebensmittelabfälle reduzieren, Regionales in der Saison am Besten in Bio-Qualität einkaufen, weniger Fleisch essen etc.. Zusätzlich braucht es gesetzliche, bewusstseinsbildende und evt. auch Fördermaßnahmen, die Suffizienz im Bereich der Ernährung als  Ziel vorgeben oder in manchen Fällen auch verpflichtend einfordern – von Anbietern und Produzenten wie von einzelnen KonsumentInnen. Nur so kann eine gesamtgesellschaftliche Veränderung gelingen!

Die ÖGUT hat 2015 gemeinsam mit der Stadt Wien zu Filmabenden zum Thema Ernährung eingeladen: in allen wurde klar aufgezeigt, dass die intensive Landwirtschaft nicht resilient ist, d.h. dass sie nicht widerstandsfähig genug ist, um den künftigen Herausforderungen (Ernteausfälle, Bodendegeneration, Klimawandel, wachsende Weltbevölkerung etc.) zu begegnen. Die ökologische Landwirtschaft ist mit ihrem ganzheitlichen Ansatz – Erhaltung der Bodenfruchtbarkeit, artgerechte Tierhaltung, Verbot der Gentechnik etc. – resilient. Damit richtet sich der Fokus auf eine kleinstrukturierte Landwirtschaft, die geprägt ist von regionalen Kreisläufen und vielfältigen Strukturen.

Eine weitere Erkenntnis ist:  Ertragssteigerungen sind nur in kleinen Strukturen nachhaltig möglich. Im Weltagrarbericht wird in diesem Zusammenhang von der „ökologischen Intensivierung“ gesprochen: Das bedeutet einen Übergang von der konventionellen, industriellen Produktion, die von Monokulturen geprägt und stark auf externe Inputs angewiesenen ist, hin zu einem Mosaik nachhaltiger, erneuerbarer Produktionssysteme, die die Produktivität kleiner Betriebe erheblich verbessern. In den Filmen werden Kleinbauern und -bäuerinnen aus Afrika gezeigt, wie sie mit wissenschaftlicher Unterstützung Methoden für eine nachhaltige Landwirtschaft entwickelt haben – diese Bilder machen Mut – und Lust darauf, selbst nachzudenken, was man persönlich zu diesem Wandel beitragen kann!

Das 30 Jahre ÖGUT-Quiz

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Quizfrage Nr. 4 – Themenbereich Konsum & Lebensqualität: Wahr oder falsch?

Insekten als Nahrungsmittel sind in Österreich im Einzelhandel erhältlich.

Alle Infos zum Quiz und was es zu gewinnen gibt, erfahren Sie im Blogbeitrag Nr. 9.

 

 

Quellenangabe:

Heyen, D. et al (2013): Mehr als nur weniger. Suffizienz: Notwendigkeit und Optionen politischer Gestaltung. Freiburg, Öko-Institut: http://www.oeko.de/oekodoc/1837/2013-506-de.pdf, 8.07.2015

Schneidewind, U., Zahrnt, A. (2013): Damit gutes Leben einfacher wird. Perspektiven einer Suffizienzpolitik. München, oekom Verlag

Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie (Hrg), (2015): Suffizienz als politische Praxis.: http://wupperinst.org/de/info/details/wi/a/s/ad/2854/, 8.07.2015