von Erika Ganglberger

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(c) Petra Blauensteiner

Die Rohstoff-Frage ist DIE Zukunftsfrage Europas. Tatsächlich sind wir bei nahezu allen fossilen Rohstoffen stark importabhängig. Damit fließen jährlich mehrere Milliarden Euro ins Ausland. Doch es gibt auch Alternativen: Die Verarbeitung heimischer biogener Rohstoffe bietet die Chance, regionale Wirtschaftskreisläufe zu stärken und Wertschöpfung in Österreich zu lukrieren. In manchen Bereichen gelingt das schon heute – so erwirtschaftet der Bereich Forst-Holz-Papier seit Jahren Exportüberschüsse und leistet damit einen wichtigen Beitrag zur positiven wirtschaftlichen Entwicklung Österreichs.

Breites Spektrum an biobasierten Produkten

Neben herkömmlichen Produkten wie Papier oder Zellstoff, die aus dem biogenen Rohstoff Holz entstehen, gibt es in den letzten Jahren immer mehr innovative Produkte aus biogenen Rohstoffen, etwa Sackerln aus Maisstärke oder Milchsäure. Solche biogenen Kunststoffe / Polymere ersetzen das klassische Plastiksackerl auf fossiler Rohstoffbasis.

Auch Chemikalien kommen oft „aus der Raffinerie“, könnten aber genauso gut aus biogenen Rohstoffen hergestellt werden. EndkonsumentInnen kommen mit Chemikalien meist in Form von Reinigungs- oder Kosmetikprodukten in Kontakt. Bei beiden Produktgruppen gibt es herkömmliche Produkte und Alternativen, die auf Basis biogener Rohstoffe hergestellt werden. Wenn es gelingt, heimische biogene Rohstoffe zu nutzen, wirkt sich dies zweifach positiv auf die heimische Wirtschaft aus – einerseits erhöht es die regionale Wertschöpfung, gleichzeitig sinkt die Abhängigkeit von importierten fossilen Rohstoffen.

Obwohl Polymere und Chemikalien auf Basis biogener Rohstoffe als besonders zukunftsweisend gelten, gelingt es derzeit erst in Nischenmärkten, diese Produkte zu etablieren. Um die Wirtschaftlichkeit biobasierter Produkte zu erhöhen, ist es wichtig, bei biobasierten Industrie- bzw. Technologiekonzepten in Analogie zur Erdölraffinerie „Grüne Bioraffinerie-Konzepte“ zu realisieren, die eine kaskadische Nutzung der Rohstoffe vorsehen und für unterschiedliche Produkte und Nebenprodukte Einsatzgebiete und Absatzmärkte entwickeln.

Bioökonomie als Programm

In den letzten Jahren wird auf europäischer Ebene große Hoffnung in die Bioökonomie gesetzt – Ziel ist die Lebensmittelsicherheit mit der nachhaltigen Nutzung erneuerbarer biologischer Ressourcen (z.B. Holz, Raps, Stroh) für industrielle und energetische Zwecke zu verbinden und gleichzeitig zur Bewältigung des Klimawandels beizutragen. Auch in Österreich wird zurzeit eine FTI-Strategie zur Bioökonomie entwickelt, an der die ÖGUT mitarbeitet.

Aus ökologischer und ökonomischer Sicht ist es vorteilhaft, die Biomasse möglichst vollständig zu verwerten und nach einer stofflichen Nutzung auch eine energetische Nutzung vorzusehen. Eine konsequent nachhaltige Kaskadennutzung biogener Rohstoffe sieht eine Nährstoffrückführung am Ende des Produkt-Lebenszyklus vor – selbst nach einer energetischen Verwertung ist die Rückführung von Phosphor und Kalium zur nachhaltigen Versorgung der Böden möglich und sinnvoll.

Themenfelder der Bioökonomie

Themenfelder der Bioökonomie