von Katharina Muner-Sammer

Die ersten Green Bonds-Emissionen der Europäischen Investitionsbank und der Weltbank 2007 legten den Grundstein für einen boomenden grünen Anleihenmarkt. Mit Green Bonds oder grünen Anleihen geht das Versprechen einher, dass nachhaltige Projekte finanziert werden. Dass hier Bedarf besteht, ist spätestens seit der Pariser Klimakonferenz klar: Geschätzt 180 Mrd. EUR an zusätzlichen Investitionen in Energieeffizienz und Erneuerbare Energien in der EU sind notwendig, um die Energiewende zu schaffen und das 2 Grad-Ziel zu erreichen. Aber Geld wird beispielsweise auch für die Finanzierung einer Mobilitäts- oder Agrarwende benötigt. Green Bonds können hier einen Beitrag zur Realisierung leisten. Und: die InvestorInnen sind interessiert daran, Überzeichnungen sind der Normalfall. Das klingt gut und ist es auch, wenn genau darauf geachtet wird, welche Projekte tatsächlich durch einen Green Bond finanziert werden und ob dadurch zusätzliche „grüne“ Projekte finanziert werden.

Was ist grün?

Die gute Grundidee eines Green Bonds steht und fällt mit der tatsächlichen Umsetzung ökologisch (und sozial) verträglicher Projekte. Mangelnde Transparenz und Glaubwürdigkeit sind häufige Kritikpunkte bei Green Bonds. Eine aktuelle Studie von Südwind (2019) „Große Erwartungen –  Glaubwürdigkeit und Zusätzlichkeit von Green Bonds“ hat die im zweiten Halbjahr 2017 online aufgeführten Green Bonds-Projekte näher durchleuchtet. Dabei ist aufgefallen, dass mehr als die Hälfte der Green Bonds-Emittenten nicht oder nur lückenhaft über ihre Projekte berichten. In einem weiteren Schritt wurden die 2.827 Projekte untersucht, dabei wurden 57 kontroverse Projekte gefunden. Unter den problematischen Projekten sind vor allem Müllverbrennungsanlagen, Großstaudämme, nicht nachhaltige Verkehrslösungen (z.B. Hybridtechnologien) und Eukalyptusplantagen zu nennen.

Standards und Labels

Es gibt bereits Ansätze für Definitionen, was grüne und nachhaltige Aktivitäten sind. Dabei handelt es sich vor allem um freiwillige Ansätze, in China und Indien gibt es staatlich vorgegebene. Von Seiten der Finanzmarktindustrie wurden im Rahmen des internationalen Branchenverbandes „International Capital Market Association“ (ICMA) 2014 die Green Bond Principles (GBP) entwickelt. Diese geben ein paar Qualitätskriterien für Green Bonds vor, beispielsweise werden Projektkategorien genannt, in die die Mittel aus Green Bonds fließen dürfen. Zu den Projekten selbst sollten öffentliche Informationen zur Verfügung stehen. Das genügt jedoch nicht, um die Finanzierung von wenig oder nicht nachhaltigen Projekten zu verhindern. Die Climate Bonds Initiative (CBI) hat daher ein Zertifzierungssystem entwickelt, in das auch technische Kriterien einfließen. Auch die EU arbeitet im Rahmen des EU-Aktionsplans zu Sustainable Finance an einem Green Bonds Standard. Hier darf man gespannt sein, was dieser Standard an Neuerungen bringen wird. Wer in einen Green Bonds investieren und „Greenwash“ vermeiden möchte, kommt dennoch nicht umhin, genau zu prüfen ob es Informationen zu den Projekten gibt und welche Projekte damit finanziert werden.

Der europäische Green Bond-Markt und staatliche Vorreiter

Europa ist ein bedeutsamer Player auf dem globalen Markt für grüne Anleihen. Mit kumulierten Emissionen in Höhe von 122 Mrd. Euro seit 2007 stellt Europa ein Drittel des weltweiten Volumens und den größten regionalen Markt dar. Die Emittenten stammen aus unterschiedlichen Sektoren: Energie, Finanz- oder Immobilienbranche, aber auch Lokalregierungen und Staaten begeben Green Bonds (CBI 2018: The Green Bond Market in Europe 2018). Staaten können hier durchaus Vorreiter sein. Vier EU-Staaten haben bereits eine nationale Klimaschutzanleihe umgesetzt: Polen, Frankreich, Belgien und zuletzt Irland. Auch am Beispiel Irland zeigt sich, dass eine große Nachfrage von Seiten der InvestorInnen besteht: Die Republik Irland hat einen auf 12 Jahre ausgelegten 3 Milliarden Euro-Green Bond mit einer Rendite von rund 1,4 % ausgegeben. Die Zeichnungsangebote lagen über 11 Mrd. EUR! Mit dem staatlichen irischen Green Bond soll der Übergang in eine kohlenstoffarme und umweltverträgliche Wirtschaft mitfinanziert und die irischen Klimaschutzziele erreicht werden.

Eine österreichischer Green Bonds ist auch eine der Empfehlungen für innovative Finanzinstrumente, die im  Rahmen des seit 2016 laufend Horizon 2020-Projekts „Sustainable Energy Financing Platform Austria“  von ÖGUT und Energy Changes erarbeitet wurden. In Österreich wird derzeit im Rahmen der Klima- und Energiestrategie „mission#2030“ die Realisierung eines „Austrian Green Bonds“ geprüft. Die Samenkörner für einen Grünen Anleihenmarkt wurden ausgestreut…